Überfall auf das Forsthaus Klusweide 1945
Am 20. Juli 1945, auf den Tag genau ein Jahr nach dem missglückten Stauffenberg- Attentat auf Adolf Hitler, ereignete sich
ca. drei km von Buke, am Standort des Schwaneyer Forsthauses Klusweide ein schrecklicher Überfall. Das alte fürstbischöfliche Weidegebiet an der Katharienenklus im östlichsten Winkel der Gemarkung Schwaney war Ort des Geschehens.
In dem Forsthaus Klusweide wohnten damals der 64-jährige Revierförster Emil Peters, dessen Ehefrau und Heinrich Hengst (48), der die zur Försterei gehörende Landwirtschaft betreute. Die Familie Peters hatte Buker aufgenommen, die bei dem Luftangriff am 26. November 1944 ausgebombt worden waren: Revierförster Ludwig Fiege (49), seine Tochter Renate (16) und sein Sohn Franz Ludwig (14), Franz Bielefeld, ein zu Besuch weilender Schwager des Försters Fiege, sowie die Hausangestellte Maria Versen (19). Zu den Hausbewohnern gehörte außerdem Schüler Karl Heinz Penning (16) und Soldat Horst Forstreuter, der sich der Kriegsgefangenschaft entziehen wollte.
Am frühen Morgen dieses 20. Juli 1945 hatte sich gegen 6 Uhr ein LKW mit einer Gruppe von etwa 6 - 8 Tätern (davon 2 weibliche), die wahrscheinlich in den Panzerkasernen in Paderborn untergebracht waren, aus Richtung Schwaney kommend, dem Forsthaus genähert und waren unbemerkt durch den Stall in das Wohnhaus eingedrungen.
Einer der am Überfall beteiligten Täter war offensichtlich ortskundig. Er hatte eine auf Klusweide arbeitende Russin, die mit ihrer Situation unzufrieden war, öfters besucht. Alle Hausbewohner, bis auf die Frau des Revierförsters Peters, die in der Küche arbeitete, schliefen noch, als die Mörder in das Haus eindrangen. Sie schlugen Frau Peters und forderten sie auf, alle anderen zu wecken. Diese wurden dann mit gezogenen Pistolen auf die Veranda in der Nähe der Haustür getrieben, wo sie niederknien und sich reglos verhalten mussten.
Auf dem Weg dorthin wurde Revierförster Fiege, der an Magengeschwüren litt und sich nicht so schnell bewegen konnte, durch einen Schuss in die Brust getötet. Danach durchwühlten einige Eindringlinge sämtliche Räume. Brauchbares wurde mitgenommen und Essbares zerstört. Nach etwa einer Stunde drängte einer der Plünderer, der wohl befürchtete, dass Schwaneyer Waldarbeiter sich dem Forsthaus näherten, zum Aufbruch. Mehrere Täter trieben die Bewohner in die Waschküche im Keller und gaben den Befehl, bis zehn Uhr dort zu bleiben und drohten jedem, der diesen Befehl nicht einhielt, zu erschießen.
Einen Augenblick später rief einer der Mörder: "Alle kaputt!" Wahrscheinlich war es der ortskundige Russe, der erkannt worden war.
Mehrere Täter schossen dann wiederholt - einer mit einem Gewehr, die anderen mit Pistolen - in die Waschküche hinein. Nach Ludwig Fiege, (geb. am 31.08.1895) der kurz vorher erschossen war, wurden jetzt die Klusweide-Bewohner teilweise auch durch Kopfschuss getötet.
Frau Peters wurde durch einen Lungendurchschuß schwer verletzt. Unter schwierigsten Bedingungen konnte sie nach Driburg gebracht werden, wo sie dank der vorbildlichen ärztlichen Versorgung von Oberregierungs- und Medizinalrat Dr. Ferdinand Hoffschulte überlebte.
Die Jugendlichen Renate Fiege und Karl Heinz Pennig überlebten, weil sie für tot gehalten wurden. Sie hatten teilweise unter den blutenden Toten gelegen. Renate Fiege fand danach zunächst Herberge in Buke. Revierförster Emil Peters erlitt einen Trommelfellriss.
Insgesamt wurden 36 Geschosshülsen im Keller gefunden. Ludwig Fiege und dessen Sohn Franz Ludwig (geb. am 08.03.1931) sowie Franz Bielefeld, (geb. 1897 zu Wanne Eikel) und Maria Versen (geb. am 22.02.1926 zu Buke) sind in Buke beerdigt worden. Die Grabpflege übernimmt seit Jahrzehnten die Katholische Frauengemeinschaft Buke.
Wolfgang Forstreuter wurde zunächst auf dem evangelischen Friedhof in Bad Driburg, später als ehemaliger Soldat auf dem Soldatenfriedhof Brakel zur letzten Ruhe gebettet. Nach dem Krieg wollte er Theologie studieren.
Eine Nachforschung bzw. Verurteilung hatte nicht stattgefunden, die scheussliche Tat blieb für immer ungesühnt.
Am 23.11.1974 wurde das mittlerweile im schlechten Zustand befindliche Gebäude im Rahmen einer Feuerlöschübung der Löschzüge Buke und Schwaney mit Hilfe von Brandbeschleunigern abgebrannt und später abgerissen. Die Leitung hatte der Amts-Brandmeister Joseph Goeken aus Buke. Die behauenen Steine des Mauerwerkes vom Forsthaus lies Heinrich Bölte als verantwortlicher Bauleiter zum Spring nach Buke bringen. Mit diesen Steinen fasste man den Quellbereich am Spring neu ein.
Der letzte Revierförster des Reviers Klusweide war Oberförster Heinrich Kitzmann. Er stammte aus Memelwalde, Ostpreußen.
Nach all diesen schrecklichen Geschehnissen war es für Buker Wanderfreunde unter der Führung des heutigen Ehrenvorsitzenden Wilhelm Winkler eine Herzensangelegenheit, dass sich der EGV Buke einige Jahre nach Vereinsgründung zur Errichtung der mittlerweile sehr bekannten Gedenkstätte Klusweide entschloss. Damals war die Erinnerung der Anwesenden noch sehr zeitnah, heute gibt es nicht mehr viele, die sich an den grauenvollen Tag direkt erinnern können.